Secret Dinner ist tot!

SECRET DINNER

Eine persönliche Nachricht des Gründers zum Tod von Secret Dinner

Secret Dinner ist tot!

Vor kurzem hat die Generalversammlung der Secret Dinner AG beschlossen, die Insolvenz des Unternehmens zu erklären und das Konkursverfahren einzuleiten.

Bereits im Frühjahr zeichneten sich finanzielle Schwierigkeiten ab, insbesondere nachdem das Weihnachtsevent "Casino Royale" des vergangenen Jahres mit einem Verlust abgeschlossen hatte. Trotz zahlreichen Massnahmen, welche von mir bzw. dem Verwaltungsrat in den letzten Monaten ergriffen wurden, konnte die finanzielle Lage leider nicht stabilisiert werden. Schweren Herzens müssen wir nun Abschied nehmen von Secret Dinner.

Secret Dinner war wie ein Baby, das ich über fast ein Jahrzehnt grossgezogen habe und auf das ich stolz war. Es wurde zu einem Stück meiner Identität. Es machte mir Spass Leute zusammenzubringen, ihnen schöne Momente zu bescheren. Das Essen, gemeinsam mit anderen am Tisch, empfinde ich als eine grosse Bereicherung im Leben.

Secret Dinner war die geschäftliche Fortsetzung meines Hobbys. Ich hatte über die vielen Jahre eine Menge Spass mit Secret Dinner - all die aussergewöhnlichen Events, die ich organisiert habe, die Abertausende von Menschen, die bei uns zu Besuch waren, die tollen Orte, an die ich gekommen bin durch Secret Dinner, einfach all die wahnsinnigen Emotionen in den letzten knapp 10 Jahren… das war einfach… WOW!

Aber - so ehrlich muss ich sein - die Firma als Gründer und Mehrheitseigner zu führen, war auch eine Last auf meinen Schultern, die in den letzten Jahren schwerer geworden ist. Sie hat an mir gezehrt. Und neben den schönen Dingen gab es auch viele Dinge, an denen ich keine Freude hatte. Die Buchführung, das Ausfüllen von zig Formularen jeglicher Art oder die stressreiche Zeit während Events - vor all dem wäre ich am liebsten davongerannt.

In den letzten zwei Jahren kam hinzu, dass ich Vater wurde von zwei (echten :) ) Babies, welche mehr Aufmerksamkeit erforderten. Und: Sie schärften meinen Sinn für die Abreibung, die mir Secret Dinner mental und emotional bereitete.

Immer mehr zeigte sich auch ein Graben zwischen meiner geschäftlichen und meiner privaten Persönlichkeit. Als Geschäftsführer war ich gefangen in der wirtschaftlichen Logik, ich musste Kosten optimieren und Umsatz erhöhen. Als wir im Jahr 2022 erstmals einen siebenstelligen Umsatz schrieben und auch einen neuen Gästerekord aufstellten, auf den wir stolz sein konnten, war die Devise im 2023 in einem Wort zusammengefasst: “Mehr!”.

Meine “geschäftliche Persönlichkeit” war nie zufrieden, mit dem was wir hatten, es musste immer mehr sein. Mehr Umsatz, mehr Gäste, grössere Events, mehr Gewinn. Wie so viele andere Unternehmer zählte für mich als Geschäftsführer nur immer die nächste Errungenschaft und die musste besser sein. Ich war ein Kind der Leistungskultur.

Und so wuchsen über die Jahre parallel zum Umsatz auch die Lasten, die ich auf meinen Schultern trug.

Meiner “privaten Persönlichkeit” war diese Entwicklung zunehmend fremd. Denn die Last auf meinen Schultern machte keinen Halt vor meinem Privatleben. Geschäftliche Denkmuster (“mehr!”) und Gewohnheiten (“schneller!”) wurden schleichend zu einem Teil meiner Persönlichkeit - und das schneller als mir lieb war. Ich war mir dessen bewusst und so entschied ich Ende 2022, dass ich mich aus dem Geschäft zurückziehen und eine Nachfolge für die Firma suchen würde.

Rückblickend muss ich gestehen, dass ich wohl zu wenig energisch vorgegangen bin, um eine Nachfolge zu finden.

Wie jeder Tod ist auch der Tod einer Firma wahrlich keine schöne Sache. Zahlungsunfähigkeit heisst, dass die Firma ihre verbleibenden Verbindlichkeiten bei Lieferanten nicht mehr in voller Höhe bedienen kann. Auch Kunden, die einen Gutschein gekauft haben, können diesen nun nicht mehr einlösen. Aktionäre verlieren ihre Investition.

Das tut mir unglaublich leid für alle Betroffenen. Es tut weh, weil ich als Gründer und Geschäftsführer letztlich dafür verantwortlich bin. Diese Verantwortung konnte ich nicht wahrnehmen. Dafür möchte ich mich bei allen betroffenen Personen entschuldigen. Zwar hatte ich nie böse Absichten, aber trotzdem: der Schaden bleibt und das tut mir sehr leid.

Mir wurde davon abgeraten, den Tod von Secret Dinner öffentlich zu verkünden. Man könne nichts gewinnen und mache sich damit nur angreifbar. Ich bin anderer Meinung.

Ja, es ist so, dass die Insolvenz der eigenen Firma nichts schönes ist. Quasi das Horrorszenario jedes Unternehmers und jedes Selbständigen. Aber es ist eine Realität, mit der man umgehen muss, wenn auch eine schmerzhafte. Schmerz ist im Leben unausweichlich. Was den Schmerz am Leben erhält, ist wenn wir von ihm davonrennen. Nicht darüber reden, wegschauen, ihn verneinen und bekämpfen. Dann wird er zu Angst, Wut, Groll oder Scham, welche wir zukünftig durchs Leben tragen.

Ausserdem möchte ich offen und transparent mit dem Tod von Secret Dinner umgehen. Gerade weil die Firma und die Idee dahinter zu einem Teil von mir wurden, ist mir die Loslösung davon wichtig. Ich möchte und muss mich nicht verstecken. Gerade in sozialen Medien, wo wir uns sonst nur von unseren besten Seiten zeigen.

Mein Credo ist: “Hey, ich bin auf die Nase gefallen, das schmerzt. Aber ich hatte auch unzählig viele schöne Augenblicke. Beides gehört zum Leben. Weiter geht's.”

Ich habe viele Fehler gemacht in meiner unternehmerischen Laufbahn, aber ich habe stets aufrichtig gehandelt, in bestem Wissen und Gewissen. Ich habe getan, was ich zur entsprechenden Zeit für richtig befunden habe. Ich habe meine junge Familie priorisiert (mein zweites Kind kam mitten in der Eventzeit zur Welt) und - so kann man es rückblickend sehen - vielleicht damit das Überleben meiner Firma riskiert. Auch wenn das stark vereinfacht dargestellt ist, so zeigt es doch auf, was wir im Leben oft antreffen: die Wahl zwischen zwei Übeln.

Müssen wir Scham empfinden, wenn wir bei dieser Wahl eine Entscheidung treffen? Ich glaube nicht.

Zum Schluss bleibt mir nur danke zu sagen an alle, die mich und Secret Dinner über die Jahre unterstützt haben. Die unzähligen Freunde, Gäste, Lieferanten, Partner, Investoren, Mitarbeiter und alle, die meine Freude an Secret Dinner teilten und an mich geglaubt haben. Es war wahrlich etwas Besonderes.

Auf jedes Ende folgt ein Anfang. Ich freue mich auf meinen.

Christof Rauber, Gründer und Verwaltungsratspräsident Secret Dinner AG

RIP Secret Dinner

(2015-2024)